Zalando, Amazon, Ebay und Co.: E-Commerce, der elektronische Austausch von Waren und Dienstleistungen, ist als Handelsform in der weiter wachsenden Online-Wirtschaft – gepusht durch die jüngsten Entwicklungen um die Corona-Pandemie – nicht mehr wegzudenken. Es liegt auf der Hand, dass Kaufleute im E-Commerce gefragte Fach-kräfte sein müssen. Das dachte sich auch ein Teilnehmer, der im Juli 2019 als Erster den neuen Ausbildungsberuf mit digitalem Mehrwert am Berufsförderungswerk (BFW) Stralsund startete und nun kurz vor seinem Abschluss steht.
Wider allen Erwartungen sah man sich 2019 am BFW Stralsund mit sehr geringen Anmeldezahlen für den Ausbildungsberuf konfrontiert. Uta Mertz, Leiterin des Geschäftsbereichs Qualifizierung am BFW Stralsund, vermutet: „Anders als neue, noch wenig bekannte, vermitteln vertraute Berufsbilder Sicherheit und unterstützen klare Zielvorstellungen – Argumente, die unsere Teilnehmenden für den Erfolg und die Motivation ihrer beruflichen Rehabilitation in unserem Haus benötigen. Hinzu kommt, dass der Arbeitsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern vor der Corona-Pandemie noch weniger klare Digitalisierungsanforderungen an die Bewerber-Profile gestellt hat als heute.“
Michael B. ist der erste Teilnehmer, der sich 2019 für die neue Ausbildung zum Kaufmann im E-Commerce entschieden hat. Der gebürtige Greifswalder leidet an einer angeborenen körperlichen Einschränkung: Er hat keine Schweißdrüsen. Für sein gesundheitliches Wohlbefinden ist es essentiell, auf schweißtreibende Arbeiten sowie Hitze zu verzichten – sonst droht die Gefahr einer lebensgefährlichen Überhitzung. Er hatte über 14 Jahre als Jugend- und Heimerzieher in Rheinland-Pfalz gearbeitet – die letzten 2 Jahre davon als Teamleiter. Durch sein Handicap wurden ihm seine körperlichen Grenzen in Stresssituationen mehr und mehr bewusst. Während einer medizinischen Reha in Rheinland-Pfalz wurde ihm klar, dass eine berufliche Neuorientierung für ihn sinnvoll ist. Zu diesem Zeitpunkt hatte er seinen Lebensmittelpunkt bereits nach Mecklenburg-Vorpommern auf die Insel Rügen verlegt. Er hatte noch keine Idee, wo seine berufliche Reise hingehen soll. Es stand lediglich die Empfehlung des Reha-Trägers im Raum, sich auf einen kauf-männischen Beruf zu konzentrieren. Den könne er auch von zu Hause erledigen. Durch eine Berufsfindung am BFW Stralsund im Herbst 2018 ist er erstmals auf das neue Berufsbild aufmerksam geworden und dann ging es im Juli 2019 – nach einem Vorbereitungslehrgang – auch schon los. Auf die Frage, ob er seine Entscheidung für diesen Beruf bereue, antwortet er ganz spontan: „Ich bin froh, jetzt kurz vor dem Abschluss zum Kaufmann im E-Commerce zu stehen. Ich habe zu 80 Prozent die Inhalte eines Kaufmanns für Büromanagement gelernt und kann den Mehrwert der digitalen und fachlichen Qualifikation aus dem E-Commerce on top bieten. Jetzt brauch ich nur den richtigen Job.“
Und den wird er nach seinem erfolgreichen Abschluss im Juli 2021 doch bestimmt finden: Beschäftigungsmöglichkeiten bieten nicht nur der Groß- und Einzelhandel, sondern auch Onlinespiele-Anbieter, Reiseveranstalter, Ticketing-Dienstleister sowie Unternehmen der herstellenden Industrie. Es ist zugleich der erste neue kaufmännische Beruf seit über 10 Jahren.
Pressemitteilung 4/2021